Aktuelle Bachelorarbeiten
Die Abschlussarbeiten von Bachelor-Studierenden werden leider viel zu selten öffentlich zugänglich gemacht. Beispielhafte und originelle Arbeiten können aber sehr interessant sein: als Inspiration für BA-Studierende, die an der Konzeption ihrer eigenen Abschlussarbeiten tüfteln, aber auch für andere fachlich interessierte Personen. Unsere ausgewählten BA-Abschlussarbeiten finden Sie nachstehend. Falls Sie die Autor:innen kontaktieren möchten, wenden Sie sich bitte per E-Mail an Prof. Dr. Julia Pauli (julia.pauli"AT"uni-hamburg.de).
Lichtenthäler, Leonie (2025): Biokapital an der US-mexikanischen Grenze. Menschliches Plasma als Ware.
Die Grenze zwischen Mexiko und den USA ist nicht nur eine der politisiertesten und militarisiertesten Grenzen der Welt, sie trennt auch zwei unterschiedliche Plasmasammelsysteme. Die Bezahlung von Plasmaspenden ist in Mexiko illegal, während sie in den USA gängige Praxis ist. Deswegen überqueren tausende Mexikaner*innen zweimal wöchentlich die Grenze, um gegen Bezahlung Plasma zu spenden. Die Plasmacenter an der Grenze gehören zu den produktivsten im Land, weshalb 10% des Plasmas in den USA von Mexikaner*innen stammt. Gleichzeitig decken die Vereinigten Staaten von Amerika 70 Prozent der globalen Nachfrage nach Plasma ab (Jarowski 2020). Ein Ausbleiben mexikanischer Spenden hat also weltweite Auswirkungen. Die folgende Arbeit untersucht, wie der menschliche Körper durch die bezahlte Plasmaspende der Mexikaner*innen in den USA zur Ware wird und welche Rolle dabei Spender*innen, Plasmaindustrie und gesellschaftliche Dynamiken spielen.
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Jarck, Johanna (2024): Die Grenzen der Sprache. Diskurse um sprachliche Bildungsbarrieren in der südafrikanischen #FeesMustFall Bewegung.
Die #FeesMustFall Bewegung stellt die erste große studentische Protestbewegung seit dem Ende der Apartheid dar. Namensgebendes Thema ist die Forderung nach einer Abschaffung der hohen Studiengebühren. Durch die ungleiche Verteilung von Wohlstand stellen sie eine große Bildungsbarriere dar. Allerdings erschweren auch universitäre Sprachpolitiken den Zugang zu Bildung. Denn diese ist nur in den kolonialen Sprachen Englisch und Afrikaans erhältlich - nicht aber in indigenen Sprachen. Deswegen stellt sich die Frage, auf welche Weise Sprache innerhalb der Bewegung adressiert wird. Weiterhin ordnet die Bachelorarbeit die Diskurse um universitäre Sprachpolitik mittels ethnolinguistischer Konzepte in größere Diskurse um Macht, soziale Ungleichheiten und Widerstand ein.
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Kühl, Carl (2023): Indigene im Klassenkampf. Die Rolle der Adivasis im maoistischen Aufstand der Naxaliten.
International kaum beachtet, führt der indische Staat seit über 50 Jahren einen brutalen Krieg gegen aufständische Maoist*innen in den Hügeln und Wäldern Zentral- und Ostindiens. Im Aufstand versammeln sich unterschiedliche soziale Gruppen, vor allem aber viele Adivasis – Indigene, die als solche von besonderer Diskriminierung und Armut betroffen sind. Gemeinsam leisten sie erfolgreich Widerstand gegen ihre Unterdrückung. Doch Unterschiede der Identitäten, Unterdrückungsformen und Zielvorstellungen sorgen für Spannungen und Probleme. Die Arbeit untersucht die Widersprüche und Konvergenzen, die sich aus der Indigenität der Aufständischen auf der einen - und der klassenkämpferischen Ausrichtung des Aufstands auf der anderen Seite ergeben.
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Kaczke, Laura (2022): Extractive Reserves im brasilianischen Amazonasgebiet: Eine Untersuchung anhand des Konzepts der Umweltgerechtigkeit.
Weltweit kämpfen unzählige Menschen gegen die Abholzung von Wäldern und die damit verbundenen ökologischen und sozialen Probleme. Ein Beispiel hierfür ist die soziale Bewegung der KautschukzapferInnen des brasilianischen Amazonasgebiets. Sie setzen sich aktiv für den Erhalt der Natur und die Bewahrung ihres Lebensraumes und ihrer Lebensweise ein. Ihre Strategie ist die Entwicklung und Durchsetzung des Konzepts der sogenannten Extractive Reserves. Diese sind staatliche Naturschutzgebiete mit kollektiven Nutzungsrechten für die extraktivistische Bewirtschaftung (beispielsweise das Zapfen von Kautschuk) durch die lokale Bevölkerung.
Die folgende Arbeit erläutert das Konzept der Umweltgerechtigkeit und untersucht, inwiefern die Extractive Reserves den KautschukzapferInnen zu mehr Umweltgerechtigkeit verhelfen.
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Jansen, Laura Caroline (2021): Leinwände aus Beton. Graffiti und Pixação in São Paulo, Brasilien.
Öffentlicher Raum ist in Brasiliens größtem urbanen Ballungsraum stark umkämpft. Wände und Mauern werden hier zu sozialkritischen Kommunikationsmedien. Diese Arbeit untersucht Mechanismen der Grenzziehung zwischen verschiedenen Formen der Wandgestaltung im öffentlichen Raum der Stadt São Paulo in Brasilien. Dabei beschränkt sie sich auf die Analyse der Bedeutung von Graffiti sowie dem lokal geprägten Phänomen der Pixação, einer Praktik der Wandgestaltung durch Schriftzüge und Zeichen. Das in den 1990er Jahren in Lateinamerika entwickelte Konzept der ‚Urbanen Imaginarios‘ bildet den theoretischen Rahmen dieser Arbeit. Vor dem Hintergrund der Theorie der ‚Urbanen Imaginarios‘ und verschiedener Praktiken der sozialräumlichen Segregation in São Paulo werden Gründe für die unterschiedliche öffentliche Wahrnehmung der beiden Phänomene ermittelt.
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Jung, Rosa (2021): Postkoloniale Erinnerung. Zur Aushandlung des kulturellen Gedächtnisses am Beispiel der kolonialen Denkmalanlage auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg-Jenfeld. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Auf einem ehemaligen Kasernengelände in Hamburg-Jenfeld befindet sich hinter verschlossener Tür der sogenannte „Tansania-Park“, eine koloniale Denkmalanlage. Die während des Nationalsozialismus erbauten Kolonialdenkmäler sind Gegenstand einer hitzigen Debatte um Deutschlands Beteiligung am europäischen Kolonialismus und Hamburgs Rolle als wirtschaftliches Zentrum des Kolonialsystems. Welche Erinnerung vermitteln koloniale Relikte im städtischen Raum? Wen oder was repräsentieren sie? Und was sagt ihr Fortbestehen darüber aus, wie an den deutschen Kolonialismus gedacht wird? In dieser Arbeit wird die koloniale Denkmalanlage „Tansania-Park“ einer postkolonialen Analyse unterzogen. Dabei wird das gesamte Denkmalensemble von der Entstehung bis in die Gegenwart in einen erinnerungspolitischen Diskurs in Deutschland eingeordnet und dessen Funktion als (post)kolonialer Erinnerungsort untersucht. Die Entwicklungen der Debatte um die Jenfelder Kolonialdenkmäler, ihre künstlerisch-architektonische Form, sowie ihre geografische Verortung sollen darüber Aufschluss geben, welche Erinnerung mit der Denkmalentstehung vermittelt werden sollte und welchem Wandel das kulturelle Gedächtnis in Bezug auf den deutschen Kolonialismus unterliegt.
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Kobs, Katja (2021): „Die Integrationsmedaille“. Konstruktionen von repressiver Autonomie und `Deservingness ́im Nationalen Aktionsplan Integration 2012. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Universität Hamburg.
Integration ist ein Schlüsselbegriff vieler gesellschaftlicher Auseinandersetzungen zum Thema Migration. Dabei wird oft nicht genau definiert, was unter Integration zu verstehen ist. Hier setzt die ethnologische Forschung an, indem sie fragt, mit welchen normativen Annahmen vonwem durch welche Praktiken und Überzeugungen `Integration ́ erwartet wird. Die Veröffentlichung des „Nationalen Aktionsplans Integration (NAP-I)“ 2012 stellt einen wichtigenMeilenstein in der bundesdeutschen Auseinandersetzung mit dem Thema Migration und Integration dar. Diese Arbeit untersucht mit Hilfe einer Kombination aus qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring, Metaphernanalyse nach Lakoff und Johnson und einer Worthäufigkeitsanalyse, mit welchen Vorstellungen von Integration im „Nationalen Aktionsplan Integration (NAP-I)“ von 2012 gearbeitet wird. Dabei bilden die zwei analytischen Konzepte der repressiven Autonomie und der `Deservingness ́ die Basis der Analyse.
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Schneidewind, Céline (2020): „As-salam alaykum (…) Ko tātou, tātou“. Jacinda Ardern’s Strategy of Solidarity after the Christchurch Attacks. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Am 15. März 2019 wurden in zwei Moscheen in Christchurch, Neuseeland, 51 Menschen während des Freitagsgebets erschossen und 40 weitere verwundet. Dieser von einem islamophoben, rechtsextremen australischen 28-Jährigen begangene Terrorakt erschütterte nicht nur Neuseeland, sondern auch die muslimische und internationale Community. Noch mehr mediale Aufmerksamkeit als das Attentat selbst erfuhr allerdings die Reaktion der amtierenden Premierministerin Jacinda Ardern, deren öffentliches Auftreten sowohl rhetorisch als auch inhaltlich weltweit als herausragende Führung gefeiert wurde.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit Arderns Strategie, nach den Attentaten Solidarität mit den Opfern und deren Community zu zeigen und gleichzeitig Neuseeland als Nation in der Krise zusammenzuhalten. Dabei werden Fragen nach Gruppenzusammenhalt, nach der Vereinbarkeit von Multikulturalismus und nationalem Stolz und nach Formen der Solidarität in unserer globalisierten Welt gestellt und mithilfe von Mayrings qualitativer Inhaltsanalyse anhand von Arderns Reden und Pressekonferenzen beantwortet.
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Abstract Englisch
On 15th of March 2019, 91 people were shot in two mosques in Christchurch, New Zealand, during their Friday prayers, of which 51 were later confirmed dead. This act of terror committed by an extreme right 28-year-old Australian man based on an ideology of Islamophobia and white supremacy shook not only New Zealand but the international and especially the Muslim community to its core.
Even more media attention than the shooting itself, however, was received by prime minister Jacinda Ardern’s exceptional reaction and her public appearances in the aftermath, which was considered an outstanding example of great leadership in crisis both rhetorically and politically.
This thesis explores Ardern’s strategy of showing (and acting) solidarity towards the victims and their community while simultaneously strengthening New Zealand’s sense of a proud nation. This process raises questions of group cohesion, tensions between multiculturalism and nationalism, and of different solidarities in our globalised world, which are attempted to be answered in a qualitative content analysis of Ardern’s speeches and press conferences.
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Zydziak, Nele (2019): „Ich gehöre nicht nicht dazu.“ Zugehörigkeitsempfinden von Saisonarbeitskräften auf der Insel Neuwerk. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Auf der Nordseeinsel Neuwerk arbeiten in den Sommermonaten Saisonarbeitskräfte im Hotel- und Gastgewerbe. Das Leben auf der Insel hält für sie in diesen Monaten hohes Arbeitsaufkommen, Abgeschiedenheit von der Außenwelt und ständige Beobachtung durch Touristen bereit. Dennoch kommen einige von ihnen über Jahre hinweg wieder, während andere der Insel fortbleiben. Woran liegt diese Diskrepanz? Was suchen die Saisonarbeitskräfte auf einer Insel wie Neuwerk – und was finden sie? Diese Fragen inspirierten zu einer Feldforschung, denn neben dem finanziellen Faktor steht Zugehörigkeit als Grund zur Wiederkehr an oberer Stelle. Das weite Feld der Zugehörigkeit wird auf soziale Kontakte und auf die territoriale (Selbst-)Verortung der Saisonarbeitskräfte hin untersucht und legt besonderen Fokus auf die eigene, aktive Schaffung der jeweiligen Zugehörigkeit. Methodisch werden in der Arbeit die Grounded Theory, Mental Maps und Social Circles angewandt.
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Schütz, Sarah (2018): Der koloniale Blick - Körperbilder und Geschlecht in Fotografien der Sammlung Kiepenheuer aus der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Seit über hundert Jahren lagern Fotografien Schwarzer Menschen aus ehemaligen Kolonien im Museum am Rothenbaum. Welche Erkenntnisse und Lehren können und müssen aus ihnen gezogen werden? Diese Arbeit beschäftigt sich mit einer zwischen 1895 und 1912 in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika entstandenen Teilsammlung, die erstmals kategorisiert und unter postkolonialen und feministischen Ansätzen bearbeitet wird. Besonders die Rolle und Funktion der Fotografien innerhalb des kolonialen Systems werden untersucht und der Fokus liegt dabei auf der Darstellung eines weiblichen Körpers. Neben Rassismus wirkt sich auch Sexismus und Fetischismus auf die Art der Aufnahmen aus. Welche Schlüsse lassen sich aus der Analyse ziehen? Betrachten wir die Körper mit demselben Blick wie die Aufnehmenden? Wie kann heute mit solchen Fotografien umgegangen werden?
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Heinrichs, Stefanie (2018): Migration und Rücksendungen im Zeitverlauf. Ein Vergleich von mexikanischen und ghanaischen Fallbeispielen. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Finanzielle Rücksendungen migrierter Personen an ihre Herkunftsfamilien werden häufig im Kontext ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen auf Empfangsgemeinden untersucht. Dabei finden zeitliche Veränderungen im Sendeverhalten von MigrantInnen vergleichsweise wenig Beachtung. Anhand von zwei Fallbeispielen geht die Arbeit der Frage nach, ob und warum Geldtransfers im Verlauf der Migration variieren. Der Vergleich mexikanischer Migrierter in den USA mit ghanaischen Migrierten in den Niederländern verweist auf die soziale Relevanz von Rücksendungen jenseits ihrer wirtschaftlichen Bedeutung. Es werden Anhaltspunkte für die Bedeutung kultureller, rechtlicher, sozialer und politischer Faktoren sowie Lebenslaufmerkmale aufgezeigt, welche die Rücksendungen als transnationale Praxis formen.
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Bartels, Hannah (2016):Das grafische, narrative Biographieinterview. Ein Methodenvorschlag. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Die Bachelorarbeit erweitert Ansätze des narrativen, biographischen Interviews durch die Nutzung von Grafiken (Zeichnungen, Collagen, Skizzen u.a.), eine in der Ethnologie häufig unterschätzte Ausdrucksform. Im Gegensatz zu Film und Foto eher stiefmütterlich behandelt, eröffnet die grafische Dimension nicht nur als wissenschaftlicher Output neue Perspektiven, sondern kann auch in der Forschung erkenntisgenerierend eingesetzt werden. Diese Arbeit bindet grafische Produktion der Informant*innen, im Sinne von Zeichnen, Krickeln, Collagieren und Skizzieren, aktiv in ein narratives, biographisches Interview ein und bietet so neue Einblicke und Anstöße im Forschungsprozess.
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Apenburg, Miriam (2015): 'Deutschsein'-'Anderssein'. Eine kritische Diskursanalyse zur Konstruktion kulturell dichotomer Gruppen in den Wahlprogrammen der Alternative für Deutschland (AfD). BA Arbeit. Institüt für Ethnologie. Hamburg.
Der deutsche Migrationsdiskurs ist zunehmend mit Debatten über ‚den Islam‘ verknüpft. Ressentiments vor allem gegenüber muslimischen MigrantInnen finden sich in nahezu allen politischen Lagern und Milieus der deutschen Mehrheitsbevölkerung. Der Diskurs ist von Islamfeindlichkeit und Kulturrassismus durchzogen. Innerhalb dieses Diskurses gründete sich im Februar 2003 die Alternative für Deutschland, kurz die AfD. Die Partei springt auf diesen Zug auf und äußert sich offen rassistisch. Die ersten politischen Erfolge lassen nicht lang auf sich warten und die Mitgliederzahlen der Partei steigen stetig. Auch der Schulterschluss mit der „Pegida“-Bewegung tut dem keinen Abbruch. Die AfD schürt Ängste vor dem Islam und stärkt islamfeindliche Einstellungen innerhalb der Mehrheitsgesellschaft. Wie gelingt ihr das? Im Rahmen einer kritischen Diskursanalyse wird dieser Frage nachgegangen. Den Kern der Arbeit bildet dabei die Auseinandersetzung mit der Konstruktion kulturell dichotomer Gruppen innerhalb der Wahlprogramme der AfD. Mithilfe welcher Kriterien werden die Gruppen konstruiert und welche Eigenschaften werden ihnen zugeschrieben? Anhand der Orientalismustheorie von Edward Said wird aufgezeigt, welcher Strategien sich die AfD bedient, um ein Bild „der Anderen“ zu schaffen. Dieses Bild ist eng mit der Vorstellung eines gemeinsamen europäischen Erbes, welches sich aus dem sogenannten „christlichen Abendland“ ergebe, verknüpft. Diese Vorstellung soll kritisch hinterfragt und schlussendlich dekonstruiert werden.
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Keßeler, Johanna (2015): Von "Baklava" und "Gugelhupf". Eine Analyse der Identitätskonstruktionen in kulinarischen Szenen deutsch-türkischer Filme. BA Arbeit. Institüt für Ethnologie. Hamburg.
Welches Gericht wird zu welchem Anlass serviert, welche Zutaten werden wann ausgewählt und wie werden sie zubereitet, damit es „gut“ oder gar „richtig“ schmeckt? Und allem voran: was bedeutet das? Essen versorgt den menschlichen Körper mit Nährstoffen. Es ist jedoch darüber hinaus seit jeher Element von Kultur und persönlicher Identifikation eines jeden Menschen. Insbesondere in Situationen von Migration, die möglicherweise eine Veränderung des Alltags mit sich bringen, können Essensgewohnheiten in diesem Sinne Aufschluss über kulturelle Identifikationen bieten. Dies wird in der folgenden Arbeit beispielhaft anhand der Verwendung von Essen als Symbol und Ausdruck von Identität in den deutsch-türkischen Filmen „Gegen die Wand“ und „Almanya Willkommen in Deutschland“ analysiert. Die jeweiligen FilmemacherInnen und ihre ProtagonistInnen entwerfen einen Blick auf deutsche und/oder türkische Identitätskonstruktionen, die sich nicht zuletzt in den kulinarischen Szenen der Filme widerspiegeln. Gefühle von Zugehörigkeit oder Differenz können über Essen zumeist auf eine relativ „sanfte“ Weise artikuliert werden. In diesem Sinne soll dazu angeregt werden, die Art und Weise der Ernährung eines Menschen als ein relevantes kulturelles Element ethnologischer Forschung, insbesondere in Bezug auf Migration und Identität, zu betrachten.
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Konnerth, Kai-Uwe (2015): Die Struktur fährt mit. Bourdieus Theorie der Praxis am Beispiel des Radfahrens in Guadalajara, Mexiko. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Als Sport oder Freizeitbeschäftigung, als tägliches Fortbewegungsmittel, als Teil eines Lebensstils oder aus schierer Notwendigkeit? Menschen fahren in den verschiedensten Kontexten und aus unterschiedlichen Gründen Fahrrad. Doch welche Faktoren sind ausschlaggebend dafür, warum auf eine bestimmte Art und Weise Fahrrad gefahren wird? Unter Anwendung Pierre Bourdieus "Theorie der Praxis" beschäftigt sich diese Arbeit mit der Rolle gesellschaftlicher Strukturen bei der Bewertung und Nutzung von Fahrrädern. Am Beispiel dreier Aktivist_innengruppen der Fahrradfahrer_innenbewegung in Guadalajara, Mexiko, wird untersucht, wie sich inkorporierte soziale Erfahrungen im Feld des Radfahrens auswirken.
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Hilgert, Lina-Marieke (2015): Widerstandsstrategien im Angesicht einer hegemonialen Staatsmacht. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Zu verschiedenen Zeitpunkten und in mannigfaltigen Kontexten wurden und werden überall auf der Welt immer wieder Menschen unterdrückt - die Thematik einer unterworfenen Minorität, die sich einer oktroyierten Staatsmacht gegenüber sieht, wird wahrscheinlich nie an Aktualität verlieren. Auch die Mosuo von Yongning - eine kleine ethnische Gruppe aus dem Südosten Chinas - sah sich während der Hegemonie der KPCh mit einer alles inkorporieren wollenden Übermacht konfrontiert. Frei nach der Idee "[...] power belongs not only to the chiefs or to the state or to those that control official discourses, but also inheres in the general populace. Even within the most authoritative of polities, people will find niches of autonomy and control, or they will create them." (Lewellen 2003: 127) legt diese Arbeit ihren Fokus auf die Mosuo selbst und versucht soweit möglich aus emischer Perspektive zu verstehen, innerhalb welchen Rahmens es ihnen möglich war mit den extremen Bedingungen der zentralchinesischen Herrschaft umzugehen: Wie schaffte es diese zahlen- und machtpolitisch so stark unterlegene Minorität unter den strikten Maßnahmen der KPCh bestimmte normative Strukturen - und damit eine relative Eigenständigkeit und partielle Autonomie - zu erhalten? Und in welchem Ausmaß war es ihnen möglich, dafür bestimmte Widerstandsstrategien zu verfolgen?
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Gerloff, Naemi (2013) "Ohne den Zwang zur Mischung, aber mit der Möglichkeit zum Brückenbauen" - Zur Inszenierung kultureller Differenz in der Internationalen Bauausstellung Hamburg Wilhelmsburg. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Wie wird 'Mulitkulti' zur Vermarktung von Stadt eingesetzt? Welcher Diskurse und Bilder wird sich bedient, um urbane Vielfalt zu präsentieren? Anhand einer kritischen Diskursanalyse wird in dieser Arbeit das Leitbild 'Kosmopolis' der Internationalen Bauausstellung Hamburg 2013 untersucht. Es wird verdeutlicht, wie der Stadtteil Wilhelmsburg als 'multikulturell' inszeniert wird und welche Funktion dies in der Hamburger Stadtentwicklung einnimmt.
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Klüpfel, Annika (2012): Deutsch sein, deutsch werden. Nationale Identität im deutschen Einbürgerungstest. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg
Debatten wie die um die "deutsche Leitkultur" legen oftmals nahe, es sei ganz selbstverständlich, was es bedeutet, "deutsch zu sein", ebenso wie türkisch, nordisch, bayerisch, oder was auch immer man für sich beanspruchen mag. Ethnologen hingegen begreifen Identitäten nicht als natürliche Eigenschaften, sondern als Definitions- und Sozialisierungsprozesse. Diese Arbeit bietet einen Einblick in das theoretische Verständnis solcher Prozesse, um anschließend den deutschen Einbürgerungstest auf die ihm zugrunde liegende Vorstellung vom "Deutschsein" hin zu untersuchen und hinter die Kulisse des Selbstverständlichen zu blicken.
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Bendiek, Lisa (2012) Liebe und Konsum in Hamburger Kontaktanzeigen. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Das kommodifizierende Medium der Kontaktanzeige steht im Gegensatz zum Ideal der interesselosen romantischen Liebe. In der BA-Arbeit wird untersucht, in welchen Verknüpfungen Liebe, Sexualität, Konsumprodukte und -praktiken in Kontaktanzeigen des Magazins "Szene Hamburg" auftreten. Dabei bezieht sich Lisa Bendiek auf das Konzept der "Verdinglichung der romantischen Liebe" von Eva Illouz. Zusätzlich erforscht sie den Einfluss von Geschlecht und sexueller Orientierung, indem sie Inserate von Frauen und Männern, die auf der Suche nach homo- und heterosexuellen Kontakten sind, vergleichend betrachtet.
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Jakobs, Lisa (2011) Marriage, Authority, and Final Causes. Homans und Schneiders Theorie zur unilateralen Kreuzcousinenheirat. Re-Analyse eines Anwendungsversuchs. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Spielen Gefühle in allen Kulturen bei der Heiratspartnerwahl eine Rolle? Derartige Überlegungen, die von Homans und Schneider in ihrem Buch "Marriage, Authority, and Final Causes" schon 1955 thematisiert wurden, sind heute in der Emotionsforschung en vogue. Die Bachelorarbeit ist deshalb auch eine Zeitreise zu den Anfängen der systematischen Erforschung von Kulturen: Quellen aus der Kolonialzeit werden genauso verwendet wie Erkenntnisse von Malinowski. Freud kommt ebenso in dieser Arbeit zum Zuge wie Lévi-Strauss, die Theorie Rationalen Handelns und das Statistik Programm SPSS.
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Haupts, Felix (2011) Die Krise der Repräsentation und die Entwicklung des ethnographischen Films am Beispiel des Werkes von Jean Rouch. BA Arbeit. Institut für Ethnologie. Hamburg
Der ethnographische Film findet innerhalb des ethnologischen Fachdiskurses allenfalls als Randthema Beachtung, zu groß scheinen die Unterschiede zwischen den Darstellungsformen in Text und Film. In der Arbeit wird am Beispiel der "Writing Culture" Debatte der 1990er Jahren und dem filmischen Werk des Ethnologen Jean Rouch aus den 1950er Jahren gezeigt, das sich bei einer kritischen Auseinandersetzung mit Repräsentation, Autorität und Macht in der Ethnographie viele Gemeinsamkeiten zwischen Text und Film finden.
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Doose-Grünefeld, Clara (2010) Die Rolle der Musik für die Konstruktion irischer nationaler Identität. Institut für Ethnologie. Hamburg.
Shows wie Riverdance oder Irish-Folk-Bands wie The Dubliners sind Kult - und werden als typisch für Irland empfunden. Doch woher kommt die übermäßige Identifikation Irlands mit der traditionellen Musik, die in allen Pubs gespielt wird und die Touristen und Einheimische so schätzen? Mit Hilfe der Theorien Hobsbawms, Andersons und Eriksens dringt diese Bachelor-Arbeit zu den kulturellen Wurzeln des Nationalismus in Irland vor und zeigt, wie die traditionelle Musik durch staatliche Akteure zur Stärkung und Bildung der Nationalidentität genutzt und so zu einem Wahrzeichen Irlands wurde.
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