Fertiler Wandel im Sultanat Oman
Ethnologische Erklärungen demographischer Dynamiken
Noch vor dreißig Jahren zählte die Fertilitätsrate in Oman zu den höchsten der Welt. Seit Mitte der 1990er Jahre ist es in dem islamischen Staat jedoch zu einem rapiden und in seinem Tempo einzigartigen Rückgang der Geburtenzahlen gekommen. Über den fertilen Wandel im Sultanat Oman sowie den anderen arabischen Golfstaaten ist bis heute nur wenig bekannt. Bisher liegen keine ethnologischen Untersuchungen zu diesem Phänomen vor. Das Projekt möchte die Ursachen, Konsequenzen sowie kulturellen Bedeutungen dieses demographischen Prozesses auf lokaler Ebene untersuchen. Ziel ist es, den fertilen Wandel von 1980 bis heute mit einer Wiederholungsstudie der Oasensiedlung al-Hamra im Norden Omans zu erfassen und zu erklären. Im Fokus des Forschungsvorhabens stehen die Wünsche, Entscheidungen und Handlungen von Ehepaaren verschiedener Generationen bezüglich Schwangerschaft, Geburt und Familienplanung. Es soll analysiert werden, wie sich Reproduktionsentscheidungen in den letzten fünfunddreißig Jahren verändert haben und welche Faktoren für diesen Wandel ausgemacht werden können. Wir gehen davon aus, dass neue Konzeptionen von Verwandtschaft und Heirat eine zentrale Rolle spielen. Das Projekt verfolgt einen holistischen Ansatz, indem neben den sozio-kulturellen und religiösen Veränderungen auch demographische, wirtschaftliche sowie politische Transformationen auf lokaler wie staatlicher Ebene berücksichtigt werden. Den theoretischen und methodischen Bezugsrahmen für das Forschungsvorhaben liefert die Ethnodemographie, wodurch die Ergebnisse gleichermaßen für Ethnologen wie für Demographen von Interesse sein werden.
KEYWORDS: Ethnodemographie, demographischer Wandel, Fertilität und Reproduktion, Verwandtschaftsethnologie, Sultanat Oman, Arabische Golfstaaten, Islam
- Dauer: 2016 - 2022
- Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Julia Pauli, Jun.-Prof. Dr. Laila Prager
- Drittmittelgeber: DFG