Das Pluralisieren des Wertes der Dinge: Wissenschaftliches Netzwerk
Die Ethnologischen Museen in Deutschland und anderen europäischen Ländern sind in den letzten Jahren in eine kontroverse Debatte um die koloniale Provenienz ihrer Sammlungen verstrickt. In dieser Diskussionen tendieren viele Akteur:innen dazu, spezifische Wertregime – insbesondere kapitalistisches Eigentum und Kulturerbe – unterhinterfragt zu lassen und somit zu universalisieren. Demgegenüber arbeiten wir in diesem Netzwerk daran, kulturell spezifische Vorstellungen von „Wert“ im doppelten Sinne pluraler zu denken. Erstens brauchen wir einen kohärenteren theoretischen und methodischen Rahmen, um die Pluralität von Regimen, Systemen und Sphären, in denen Wert geschaffen wird, besser zu verstehen, wobei wir sowohl auf indigene als auch westliche/koloniale Wertregime und ihre vielfältigen Verschränkungen fokussieren müssen. Zweitens müssen wir über bestimmte Forschungsregionen hinausdenken, um unterschiedliche Perspektiven auf Wertregime miteinander ins Gespräch zu bringen. Dieses Netzwerk bringt dazu eine Gruppe von Sozial- und Kulturanthropolog:innen und Museumspraktiker:innen, die über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten. Es geht darum, einen Dialog zwischen der Anthropologie des Wertes und neuen Ansätzen in der Anthropologie von Materialität und Personalität über regionale Ansätze hinaus zu etablieren. Das Ziel dieses Netzwerks ist es, vor dem Hintergrund der aktuellen Museums- und Kolonialismusdebatten dekoloniale Ansätze zu entwickeln, wie sich Materialität mit Blick auf die Pluralität von Wertregimen neu denken lässt.
Foto: Ohrschmuck für Frauen, gesammelt von Kurt Johannes, Messing, Leder, (a) D: 10,6 cm, (b) D: 10 cm, L: 42, 17,5 × 23× 3,3 cm. III E 4747 a–f, erworben 1896, Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin. Bild von Martin Franken.
4.-6. Oktober 2023
Workshop 1 „Fokus: Südostasien“ (Universität Bonn)
3.-5. Juni 2024
Workshop 2 „Fokus: Amazonien“ (Ethnologisches Museum Berlin)
9.-11. Oktober 2024
Workshop 3 „Fokus: Anden“ (Universität Hamburg)
16.-18. Juni 2025
Workshop 4 „Fokus: Ozeanien“ (University of Cambridge)
8.-10. Oktober 2025
Workshop 5 „Fokus: Ostafrika“ (Freie Universität Berlin)
März/April 2026
Schreiben und Editieren Workshop (Universität München)
Netzwerkmitglieder:
Safua Akeli Amaama, Museum of New Zealand, Te Papa Tongarewa
Jonas Bens, Universität Hamburg
Darmanto, Universiteit Leiden / Czech Academy of Sciences
Timo Duile, Universität Bonn
Paola Ivanov, Ethnologisches Museum Berlin
Christian Mader, Universität Bonn
Laibor Kalanga Moko, Freie Universität Berlin / University of Dodoma
Thiago Lopes da Costa Oliveira, Ethnologisches Museum Berlin
Andrea Scholz, Ethnologisches Museum Berlin
Philipp Schorch, Ludwig-Maximilians-Universität München
Julian Sommerschuh, Universität Hamburg
Studentischer Mitarbeiter:
Iuri Portalegre(iuri.portalegre"AT"uni-hamburg.de), Universität Hamburg
- Projektleitung: Jonas Bens, Universität Hamburg
Mitverantwortlich: Philipp Schorch, LMU München - Dauer: 2023 – 2026
- Drittmittelgeber: DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)